Für Hunde ist Frankreich mehr als ein Baguette oder guter Käse.
Ohne Hund wären wir wieder in die Vereinigten Staaten geflogen. Das wäre aber nur halb so schön, da unser Leben einen Beagle braucht, um glücklich zu sein.
Unser kleiner Bengel sollte das Land näher kennenlernen, wo seine Urahnen herkommen: Frankreich – genau genommen die Normandie und die Bretagne. Nachdem Spanien für Hunde keine Option und im Mai / Juni viel zu heiß ist, hatten wir uns wieder für Frankreich entschieden. Diesmal in Ecken, wo kein Berliner Beagle normalerweise aufkreuzt: Dordogne, Gascogne, Bretanien, Normandie und die Vogesen.
Was hat Arthur mit sehr vielen Franzosen gemeinsam? Er isst gerne Pferdefleisch, knabbert auch mal am Croissant oder Baguette, er liebt Schlösser und Burgen, spricht weder Englisch, noch Deutsch und kann manchmal sehr charmant sein.
Flux Libre – Maut für Doofe
Unser Weg in die Dordogne führte über die A79. Das ist nicht nur eine kurze Autobahn sondern eine Herausforderung für Touristen. Zu Beginn dieser Mautstrecke begrüßte uns eine „Flux Libre“-Ankündigung. Klang auf den ersten Blick nach einer kostenlosen Strecke („libre“). Da keine Mautstation auftauchte, wurde ich stutzig. Also auf die übernächste Raststation und im Internet checken. In einer ruhigen Minute sagte mir Google, dass ich entweder online oder am Automaten bezahlen sollte. Erfolglos versuchte ich, mich online zu registrieren. Meine (deutschen) Daten wurden nicht akzeptiert. Also suchte ich den Automaten auf dem riesigen Parkplatz. Davon gab es nur zwei: einer davon war außer Betrieb und am anderen Stand eine fluchende Menschentraube. Jeder versuchte sich an der sperrigen Menüführung, unter anderem die Daten des eigenen (ausländischen) Autos sowie den Abfahrts- und Zielort (wer weiß schon, wie die Käffer heißen, wo man auf die Autobahn gefahren ist und wo man später wieder abfahren muss? Digoin und Montmarault).
Nach einer gefühlten Stunde und genauer Beobachtung, wie das die Schweizer vor mir nach ettlichen Anläufen herausgefunden hatten, konnte ich mich am Automaten registrieren und die 3,90 EUR bezahlen.
Wer mal auf dem Weg in die Dordogne die A79 fahren will, sollte lieber Landstraße fahren. Das ist billiger und geht schneller – selbst wenn man hinter einem Traktor fährt.
Dordogne mon amour
Die schönsten Schlösser als Pinkelorte
Da unser Fellkind kein Auto-Fan ist, fuhren wir in mehreren (Hotel-) Etappen über den Kaiserstuhl und die Burgogne in Frankreichs Höhlenmenschen-Region (hier schlichen vor 45.000 Jahren die so genannten Cro-Magnon-Menschen (https://www.perigord.com/de/listings/sites-touristiques-visites/abri-cro-magnon/ ) durch die Gegend).
Am Ferienhaus in der tiefsten ländlichen Region nahe Perigord angekommen begrüßte uns die Vermieterin Nelly, die nebenbei online Rockabilly-Damenmode verkauft. Arthur durfte einen großen, umzäunten Garten mitsamt Pool sein eigen nennen. Damit begann das Problem, dass sich unser Beagle in einen Maulwurf verwandelte und erstmal zu buddeln begann.
Glücklicherweise bestand Nelly auf eine Führung durch das Haus, so dass einer von uns beiden Arthur’s Gartenaktion abbrechen und das entstandene Loch dezent zuschütten konnte.
Glücklicherweise hatte Nelly selbst einen Hund (Boxer) und war unserem Arthur sehr zugetan. Er bezirzte sie mit seinem charmantesten Lächeln. Somit war der Erdfleck im Garten keine große Sache. Wir mussten nur auf der Hut sein, dass wir ihn nicht längere Zeit alleine im Garten ließen – er hätte ihn mit viel Liebe in einen Kartoffelacker verwandelt.
Nach ein paar Ruhetagen ging es morgens nach Sarlat-la-Caneda – der Perle der Dordogne. Diese wunderschöne Stadt war so mittelalterlich, dass wir sogar mitten in einer gepflasterten Gasse einen riesengroßen Haufen entdeckten – nicht von einem Hund, sondern von einem Menschen. Hier leben die Menschen das Mittelalter, dachten wir uns. Vielleicht sollten die Bewohner besser eine zweite Größe (XXL) an Kotbeuteln in den aufgehängten Spendern für Hinterlassenschaften einführen?
Wir besuchten außerdem die umliegenden Schlösser und Burgen – genau genommen in deren Garten und Höfe, da Arthur in seiner Eigenschaft als Hund Zutrittsverbot hatte. Dieses generelle Hunde-Verbot in Sehenswürdigkeiten (und auch Kirchen) erschließt sich für uns bis heute nicht. Schließlich dürfen ja Kleinkinder auch mit hinein. Sie können ebenso an Ritterrüstungen zerren, sogar Schokoladenflecken auf historischen Tischdecken hinterlassen oder mit einem Schreianfall die Museums- oder Kirchenruhe stören.
Was kann dagegen ein angeleinter, gut erzogener Hund ausrichten? Sollte er in die Glasvitrinen springen, unentwegt bellen, überall markieren und anderen Besuchern in die Wade beißen?
Aus Rache, dass er nicht hinein durfte, hat Arthur in sämtlichen Schlossgärten und an Kirchenmauern in der Dordogne gepinkelt. Dafür haben wir ihn jedesmal gefeiert.
Mimizan langweilt
Mein großer Garten und ich
Nach einer kulturellen Woche reisten wir weiter in die Gascogne nahe Mimizan, an der ewig langen Atlantikküste mit ihren endlosen Campingplätzen. Hier bezogen wir ein Ferienhaus mit einem dreimal so großen (ca. 2 Hektar), umzäunten Garten mitten im Nirgendwo umgeben von Wald, aber nahe eines Badesees. Für unseren Arthur das Paradies. Das zeigte sich auch daran, dass er am zweiten Tag nicht mehr in seinem Paradis einen Haufen hinterlassen wollte und stattdessen am Tor wartete, um draußen zu „machen“. Auch Hunde können etepetete sein.
Unser erster Strandbesuch war für Hundi ein Flop. Er wollte zurück in seinen Garten und dort blieben wir dann, bis auf ein paar Fahrten zum Supermarkt oder zu einem anderen See, die ganze Woche.
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